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Land schafft Leben - Im Gespräch mit Hannes Royer

Hannes Royer ist ein global denkender, regional verwurzelter Bergbauer in Schladming. Mit der Initiative „Land schafft Leben“ ist er heimischen Lebensmitteln auf der Spur. Videos über den Weg von Milch, Bier, Brot oder Paprika kommen vor allem auch in Schulen gut an. Dem Vater dreier Töchter geht es darum, Fakten auf den Tisch zu legen, damit Respekt und Wertbewusstsein für Lebensmittel wachsen.

Anfänger
15 Minute(n) Lesezeit
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Würden Sie bitte über Ihren Werdegang erzählen und uns einen Einblick in Ihren Bauernhof geben?

Ich bin als Bauernbub mit Liebe zur Landwirtschaft aufgewachsen, habe die landwirtschaftliche Fachschule gemacht und Zimmerer gelernt. Nach der Abendmatura und einer Managementausbildung bin ich Geschäftsführer beim Maschinenring geworden. Mit 21 Jahren habe ich den elterlichen Hof übernommen, der rund 800 Jahre alt ist und seit 250 Jahren von unserer Familie bewirtschaftet wird. Das war für mich sehr prägend. Mein Vater hat mir mitgegeben: „Der Hof ist dir nur geliehen. Wir arbeiten und handeln so, dass wir den Hof gut in nächste Hände weitergeben können.“ Deshalb denke ich bei Investitionen langfristig und hochwertig. 1989 hat mein Vater schon auf biologische Bewirtschaftung umgestellt und ich habe mich vor rund zwanzig Jahren auf die Aufzucht von Kalbinnen spezialisiert. Seit 2012 betreiben wir an drei Standorten die Bauernläden „Heimatgold“ mit 10 Mitarbeitenden. Direktvermarkter verkaufen in den Bauernläden über 1.000 regionale Lebensmittel.

Sie sind Gründer und Obmann von „Land schafft Leben“. Warum haben Sie 2014 den Verein gegründet?

Im Bauernladen habe ich selbst mitgearbeitet und bemerkt, dass Menschen überhaupt keine Ahnung mehr haben, wie Lebensmittel entstehen. Bauernhöfe haben nur dann eine Zukunft, wenn Menschen ihre Lebensmittel wieder schätzen können und nicht nur über den billigsten Preis einkaufen. Mit „Land schafft Leben“ möchte ich Bewusstseinsbildung betreiben, die auf Fakten beruht, damit Menschen sich bewusst für ihre Lebensmittel entscheiden können.

Mit Podcasts – kurzweiligen Videos – zeigen Sie, wie Lebensmittel vom Bauern ins Supermarktregal kommen. Wie ist der Weg der Milch in Österreich, der Weg von Paprika, Mehl oder Bier. Was ist die Basis Ihrer Arbeit?

Die Basis unserer Arbeit ist die Recherchetätigkeit entlang der Wertschöpfungskette. Alle Ergebnisse findet man u. a. auf unserer Webseite, in Sozialen Medien und wir machen aktive Medienarbeit für Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Fernsehen. Mittlerweile sind wir vom Bildungsministerium empfohlen, unsere Videos dienen als Schulmaterial und stehen den Lehrern zur Verfügung. Die Videos kommen dort sehr gut an.

In jedem Video stecken ein bis zwei Jahre Recherche. Wir zeigen, wie die Produktion von Lebensmitteln tatsächlich ist. Was steckt hinter dem Schnitzel auf meinem Teller? Wie hat das Tier gelebt, wie wurde es geschlachtet und verarbeitet. Wie viel Acker steckt im Bier? Was brauchen die Böden? Mit konkretem Wissen kann ich eine bewusste Wertschätzung für Lebensmittel aufbauen.

Die Produktionsbedingungen von Lebensmitteln bestimmen über Qualität, Nachhaltigkeit und gesundheitlichen Wert. Worauf kommt es an, dass wir Lebensmittel im täglichen Leben als wertvoll respektieren?

Wir sind Teil des Ganzen. Wenn man erkennt, dass Lebensmittel uns nähren, uns Energie geben, damit wir gesund leben und arbeiten können, lernen wir, dass nicht alles selbstverständlich ist. Dann schauen wir mehr darauf, wie Lebensmittel entstehen. Wir haben den Respekt vor der Natur und unserem eigenen Essverhalten verloren. Salami zum Frühstück, Wurstsemmel am Vormittag, Fleisch zu Mittag ist ganz selbstverständlich. Uns ist nicht mehr bewusst, dass dafür ein Tier gelebt hat. Saisonalität bei Gemüse ist uns völlig abhanden gekommen. Wir kaufen Erdbeeren im Winter und Flugmangos.

Immer mehr Jugendliche leiden an Fettleibigkeit. Wir brauchen wieder ein gutes Gefühl für den eigenen Körper und das Wissen, dass Lebensmittel eine hochwertige Energiezufuhr sind, damit es uns gut geht. Essen hat unmittelbare Auswirkungen auf die Gesundheit. Im Laufe eines Jahres essen wir eine Tonne Lebensmittel. Den Haufen muss man sich einmal vorstellen. Respekt und Demut sind für mich bei Lebensmitteln deshalb große Parameter.

Während des Corona-Lockdowns konnten wir nicht auswärts essen gehen. Zustelldienste, bäuerliche Direktvermarktung und Selbstgekochtes erlebte einen Boom. Das Interesse an regionalen, qualitätsvollen Lebensmitteln ist gestiegen. Welche Lehren ziehen Sie daraus?

In der Zeit ist uns bewusst geworden, wie wichtig die regionale Lebensmittelversorgung ist. Die Schwachstellen der industriellen Landwirtschaft wurden aufgezeigt. Ohne Erntehelfer aus anderen Ländern können wir gar nicht mehr selber Gemüse erzeugen. In großen Schlachthöfen ist man auf Mitarbeiter aus dem Ausland ausgerichtet. Im derzeitigen Versorgungssystem sind wir massiv auf diese Arbeitskräfte angewiesen. Arbeitsbedingungen sind noch ein eigenes Thema. Generell glaube ich, dass jetzt das Bewusstsein für Qualität, für Bio- und Tierwohlprodukte steigt. Was jetzt im Juli noch niemand einschätzen kann, ist die Situation im Herbst, falls viele Menschen durch die Coronakrise arbeitslos werden. Es ist zu befürchten, dass vermehrt zu Billigware gegriffen wird, weil qualitativ hochwertige Produkte dann kaum mehr leistbar erscheinen.

Was können landwirtschaftliche Betriebe aus dem Lockdown mitnehmen?

Fast jeder Direktvermarkter hat einen Onlineshop eingerichtet. Mit der Öffnung sind Onlineshops wieder eingebrochen. Diese Erfahrung haben auch wir bei Heimatgold gemacht. Ich bezweifle, dass angesichts der hohen Supermarktdichte in Österreich die Online-Vermarktung bei Bauern langfristig funktionieren kann. Die Direktvermarktung mit Hofläden macht sicher weiter Sinn. Ich habe den Anspruch, dass wir uns als Landwirte entscheiden, ob wir für die Masse oder ob wir Qualität produzieren wollen. Struktureffekte müssen wir akzeptieren. Deutschland kann aufgrund der großen Flächen billiger produzieren als Österreich, das klein strukturiert ist. Das in der Herstellung teuerste Produkt kann ich nicht zum billigsten Preis verkaufen. Also entscheide ich mich, ein Qualitätsprodukt zu erzeugen.

Ein komplexes Thema ist der Klimawandel, der durch extreme Wetterereignisse wie Trockenperioden oder Starkregen spürbar ist. Welche Chancen sehen Sie für die Landwirtschaft?

Der Klimawandel ist unbestritten, das bestätigen uns alle Forscher, mit denen wir von „Land schafft Leben“ reden. Die Landwirtschaft muss sich auf diese Witterungsbedingungen einstellen und lernen, mit den Böden neu umzugehen. Im Ackerbau heißt das, ganz massiv Humus aufzubauen. Es braucht eine neue Verbindung zu Grund und Boden.

Als Bauer arbeite ich mit der Natur. Dafür habe ich mich entschieden und das gilt es anzunehmen. Viele sind am Limit und haben das System ausgereizt, sodass keinerlei Handlungsspielräume bleiben. Ich habe gelernt, nachhaltig zu wirtschaften. Gibt es in einem Sommer einmal weniger Futter, greife ich auf Reserven zurück. Bauern müssen wieder lernen, langfristig zu denken, respektvoll mit der Natur zu arbeiten und ihr Geld nicht unbedingt in einen Pansensensor zu stecken.

Mit einem Blick auf meine Herde weiß ich in drei Sekunden, wie es meiner Kuh geht. Das ist Bauer sein. Da brauche ich keinen Sensor. Ich weiß, ich gehe mit meinen Bauernkollegen härter ins Gericht, weil viele das Gespür für ihre Tiere und Böden verloren haben. Das ganze System ist sehr komplex. Dennoch geht es darum, unseren Kindern und auch den Konsumenten vorzuleben, was wir gern hätten. Ich halte es mit Gandhi: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir gerne wünschst.“

Würden Sie bitte über Ihren Werdegang erzählen und uns einen Einblick in Ihren Bauernhof geben?

Ich bin als Bauernbub mit Liebe zur Landwirtschaft aufgewachsen, habe die landwirtschaftliche Fachschule gemacht und Zimmerer gelernt. Nach der Abendmatura und einer Managementausbildung bin ich Geschäftsführer beim Maschinenring geworden. Mit 21 Jahren habe ich den elterlichen Hof übernommen, der rund 800 Jahre alt ist und seit 250 Jahren von unserer Familie bewirtschaftet wird. Das war für mich sehr prägend. Mein Vater hat mir mitgegeben: „Der Hof ist dir nur geliehen. Wir arbeiten und handeln so, dass wir den Hof gut in nächste Hände weitergeben können.“ Deshalb denke ich bei Investitionen langfristig und hochwertig. 1989 hat mein Vater schon auf biologische Bewirtschaftung umgestellt und ich habe mich vor rund zwanzig Jahren auf die Aufzucht von Kalbinnen spezialisiert. Seit 2012 betreiben wir an drei Standorten die Bauernläden „Heimatgold“ mit 10 Mitarbeitenden. Direktvermarkter verkaufen in den Bauernläden über 1.000 regionale Lebensmittel.

Sie sind Gründer und Obmann von „Land schafft Leben“. Warum haben Sie 2014 den Verein gegründet?

Im Bauernladen habe ich selbst mitgearbeitet und bemerkt, dass Menschen überhaupt keine Ahnung mehr haben, wie Lebensmittel entstehen. Bauernhöfe haben nur dann eine Zukunft, wenn Menschen ihre Lebensmittel wieder schätzen können und nicht nur über den billigsten Preis einkaufen. Mit „Land schafft Leben“ möchte ich Bewusstseinsbildung betreiben, die auf Fakten beruht, damit Menschen sich bewusst für ihre Lebensmittel entscheiden können.

Mit Podcasts – kurzweiligen Videos – zeigen Sie, wie Lebensmittel vom Bauern ins Supermarktregal kommen. Wie ist der Weg der Milch in Österreich, der Weg von Paprika, Mehl oder Bier. Was ist die Basis Ihrer Arbeit?

Die Basis unserer Arbeit ist die Recherchetätigkeit entlang der Wertschöpfungskette. Alle Ergebnisse findet man u. a. auf unserer Webseite, in Sozialen Medien und wir machen aktive Medienarbeit für Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Fernsehen. Mittlerweile sind wir vom Bildungsministerium empfohlen, unsere Videos dienen als Schulmaterial und stehen den Lehrern zur Verfügung. Die Videos kommen dort sehr gut an.

In jedem Video stecken ein bis zwei Jahre Recherche. Wir zeigen, wie die Produktion von Lebensmitteln tatsächlich ist. Was steckt hinter dem Schnitzel auf meinem Teller? Wie hat das Tier gelebt, wie wurde es geschlachtet und verarbeitet. Wie viel Acker steckt im Bier? Was brauchen die Böden? Mit konkretem Wissen kann ich eine bewusste Wertschätzung für Lebensmittel aufbauen.

Die Produktionsbedingungen von Lebensmitteln bestimmen über Qualität, Nachhaltigkeit und gesundheitlichen Wert. Worauf kommt es an, dass wir Lebensmittel im täglichen Leben als wertvoll respektieren?

Wir sind Teil des Ganzen. Wenn man erkennt, dass Lebensmittel uns nähren, uns Energie geben, damit wir gesund leben und arbeiten können, lernen wir, dass nicht alles selbstverständlich ist. Dann schauen wir mehr darauf, wie Lebensmittel entstehen. Wir haben den Respekt vor der Natur und unserem eigenen Essverhalten verloren. Salami zum Frühstück, Wurstsemmel am Vormittag, Fleisch zu Mittag ist ganz selbstverständlich. Uns ist nicht mehr bewusst, dass dafür ein Tier gelebt hat. Saisonalität bei Gemüse ist uns völlig abhanden gekommen. Wir kaufen Erdbeeren im Winter und Flugmangos.

Immer mehr Jugendliche leiden an Fettleibigkeit. Wir brauchen wieder ein gutes Gefühl für den eigenen Körper und das Wissen, dass Lebensmittel eine hochwertige Energiezufuhr sind, damit es uns gut geht. Essen hat unmittelbare Auswirkungen auf die Gesundheit. Im Laufe eines Jahres essen wir eine Tonne Lebensmittel. Den Haufen muss man sich einmal vorstellen. Respekt und Demut sind für mich bei Lebensmitteln deshalb große Parameter.

Während des Corona-Lockdowns konnten wir nicht auswärts essen gehen. Zustelldienste, bäuerliche Direktvermarktung und Selbstgekochtes erlebte einen Boom. Das Interesse an regionalen, qualitätsvollen Lebensmitteln ist gestiegen. Welche Lehren ziehen Sie daraus?

In der Zeit ist uns bewusst geworden, wie wichtig die regionale Lebensmittelversorgung ist. Die Schwachstellen der industriellen Landwirtschaft wurden aufgezeigt. Ohne Erntehelfer aus anderen Ländern können wir gar nicht mehr selber Gemüse erzeugen. In großen Schlachthöfen ist man auf Mitarbeiter aus dem Ausland ausgerichtet. Im derzeitigen Versorgungssystem sind wir massiv auf diese Arbeitskräfte angewiesen. Arbeitsbedingungen sind noch ein eigenes Thema. Generell glaube ich, dass jetzt das Bewusstsein für Qualität, für Bio- und Tierwohlprodukte steigt. Was jetzt im Juli noch niemand einschätzen kann, ist die Situation im Herbst, falls viele Menschen durch die Coronakrise arbeitslos werden. Es ist zu befürchten, dass vermehrt zu Billigware gegriffen wird, weil qualitativ hochwertige Produkte dann kaum mehr leistbar erscheinen.

Was können landwirtschaftliche Betriebe aus dem Lockdown mitnehmen?

Fast jeder Direktvermarkter hat einen Onlineshop eingerichtet. Mit der Öffnung sind Onlineshops wieder eingebrochen. Diese Erfahrung haben auch wir bei Heimatgold gemacht. Ich bezweifle, dass angesichts der hohen Supermarktdichte in Österreich die Online-Vermarktung bei Bauern langfristig funktionieren kann. Die Direktvermarktung mit Hofläden macht sicher weiter Sinn. Ich habe den Anspruch, dass wir uns als Landwirte entscheiden, ob wir für die Masse oder ob wir Qualität produzieren wollen. Struktureffekte müssen wir akzeptieren. Deutschland kann aufgrund der großen Flächen billiger produzieren als Österreich, das klein strukturiert ist. Das in der Herstellung teuerste Produkt kann ich nicht zum billigsten Preis verkaufen. Also entscheide ich mich, ein Qualitätsprodukt zu erzeugen.

Ein komplexes Thema ist der Klimawandel, der durch extreme Wetterereignisse wie Trockenperioden oder Starkregen spürbar ist. Welche Chancen sehen Sie für die Landwirtschaft?

Der Klimawandel ist unbestritten, das bestätigen uns alle Forscher, mit denen wir von „Land schafft Leben“ reden. Die Landwirtschaft muss sich auf diese Witterungsbedingungen einstellen und lernen, mit den Böden neu umzugehen. Im Ackerbau heißt das, ganz massiv Humus aufzubauen. Es braucht eine neue Verbindung zu Grund und Boden.

Als Bauer arbeite ich mit der Natur. Dafür habe ich mich entschieden und das gilt es anzunehmen. Viele sind am Limit und haben das System ausgereizt, sodass keinerlei Handlungsspielräume bleiben. Ich habe gelernt, nachhaltig zu wirtschaften. Gibt es in einem Sommer einmal weniger Futter, greife ich auf Reserven zurück. Bauern müssen wieder lernen, langfristig zu denken, respektvoll mit der Natur zu arbeiten und ihr Geld nicht unbedingt in einen Pansensensor zu stecken.

Mit einem Blick auf meine Herde weiß ich in drei Sekunden, wie es meiner Kuh geht. Das ist Bauer sein. Da brauche ich keinen Sensor. Ich weiß, ich gehe mit meinen Bauernkollegen härter ins Gericht, weil viele das Gespür für ihre Tiere und Böden verloren haben. Das ganze System ist sehr komplex. Dennoch geht es darum, unseren Kindern und auch den Konsumenten vorzuleben, was wir gern hätten. Ich halte es mit Gandhi: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir gerne wünschst.“

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